Gedanken in einer schlaflosen Nacht im Krankenhaus Bad Saragossa (1998)

Im Nachtschrank ein ganz dämlicher Brief vom Arbeitsamt, den ich absolut nicht begreife. Eine recht unbefriedigende Auskunft vom behandelnden Arzt. Eine Frau zu Hause, die schon drei Wochen wartet, dass ich hier rauskomme. Das Dach vom Anbau braucht eine Dachrinne, einen Dachkasten und das alte Dach müssen unbedingt eine Blecheinfassung bekommen. Das selbe für den Erker, wo ich noch nicht mal die Dachplatten festschrauben konnte, weil schlagartig Frost war, da kommt noch die Verkleidung der Fenster von Außen dazu. Die Jauchgrube konnte ich wegen dem Frost nicht leer pumpen. Valentina hat über Otto ein Abwasserentsorger bestellt. Der Bauschutt und ein Schrotthänger liegt noch auf der Straße und erregte den stellvertretenden Bürgermeister. Absolut keine Ahnung wie ich in Zukunft eine vernünftige Arbeitsstelle bekommen soll. Wie es finanziell weiter gehen soll? ............. Mensch bin ich sauer ,- dass ist aber auch ein Scheißstaat!!!!! Wenn ich nicht in kürze nach Hause kann, dann drehe ich noch durch.

Das waren die Dinge, an die ich ständig denken musste, was mich begleitete. Mal abgesehen von den Dingen die auf mich noch einwirkten. Zum Beispiel, dass die Zimmergenossen gewechselten. Einer mit amputiertem Bein erhält fast den ganzen Tag bis zur halben Nachtbesuch von seiner Sippe und ist verzweifelt. Wenn er dann mal kurz einschläft schnarcht er mit unter so laut, dass ich munter wurde. Anstatt mit der Therapeutin fleißig zu trainieren, versucht er auch nur so schnell wie möglich die Heimat zu erreichen. Der Hinweis vom Arzt, dass es für ihm wichtiger währe so schnell wie möglich laufen zu lernen mit Gehstöcken, weist er von sich. Er will Weihnachten zu Hause sein und gleich nach Neujahr möchte er auch nicht in eine zwei wöchige Therapie für Amputierte. Seine Verwandten saßen Stunden lang an seinem Bett. Ich habe nicht seine Probleme und versuchte seine Gefühle zu verstehen. Die Auskunft, die ich mir abends vom Arzt ertrotzte , stimmt mich auch nur traurig. Er meinte, wenn das rechte Bein, wo das Blech und Schrauben entfernt wurden, nicht vom Knochen angefangen langsam richtig heilt, dann gibt es Probleme, die sich über lange Zeit hinziehen können.

Operation und lange Behandlung kommen auf mich zu. Dabei wollte ich nur wieder fit gemacht werden für die Arbeit. Kein Arbeitsgeber hätte so lange still gehalten, bei Krankheit und Behinderung. Wen hat es schon interessiert, dass ich oft mit starken Schmerzen die nacht durch gearbeitet habe. Als ich dann endlich ins Bett kam, konnte ich vor Krämpfen nicht schlafen, nicht gehen, nicht stehen, nicht sitzen ,- am liebsten nur laut schreien. Wen hat es interessiert, dass ich mit manchmal mit Rentnern losgeschickt wurde , - so dass ich selber in die Kanäle reingekrochen bin um dann mit üblen Muskelkrämpfen, ohne zu jammern, Stück für Stück rückwärts wieder raus zu kriechen? Es macht mich so wütend, das Schreiben vom Arbeitsamt zu lesen. Das in einem Ton verfasst ist, der einfach unverständlich bleibt und trotzdem erkennen lässt, dass sie von mir Geld fordern, kein Geld zahlen werden ....... Ich habe mich immer sofort mit Krankenschein, oder sonst was sofort beim Arbeitsamt oder AOK gemeldet. Ein Blick in deren Computer und man bestätigt mir, dass ich mich ständig korrekt verhalten hatte. Da werden aber doch diese Briefe losgelassen, nach 0815 fertig. Kommt von Frankfurt / Oder, muss ich erst wieder klären in Fürstenwalde. Da weiß in diesem Apparat die linke Hand nicht, was die rechte Hand tut.

Ein Automatismus zum Beschäftigen der gelangweilten Kranken. Da sitzen Leute in den Ämtern und Institutionen, die nach §4711 mir gegenüber im Recht sind. Dieses Deutschland so wie es jetzt sich mir darstellt, kotzt mich immer mehr an. Ich weiß mir keinen Rat, außer, dass es äußerst wichtig ist die Nerven zu behalten. Da ballt man die Faust in der Tasche, da möchte man "durchladen und Dauerfeuer". Da fühlt man sich so ausgeliefert und dann fragt irgend jemand aus der näheren Umgebung, warum man nicht gleich Dieses oder Jenes gemacht hat. Da bekommt Jemand auf einmal Rente, der gar nicht krank ist. Er soll sie haben, bitte schön, aber was ist mit mir? Bin ich blöder als alle Anderen? Scheinbar ja, denn ich kann nur von Glück reden, dass meine Frau Arbeit hat und gut verdient. Ich währe schon jetzt ein Sozialfall. Pfui Teufel! Warum tut man mir das an? Wie soll ich das meine Frau erklären, das ich nichts falsch gemacht habe? Im Gegenteil ich habe noch schnell diese Veranda gebaut und wer weiß ob und wie es weiter geht? Na ja Fragen auf Fragen, aber wen interessiert das schon?